BITV 2.0 & WCAG: Was TYPO3-Websites beim Thema Alt-Tags beachten müssen
Barrierefreiheit im Web ist heute kein Nice-to-have mehr, sondern gesetzlich verpflichtend - und das betrifft längst nicht nur Behörden. Die Anforderungen der BITV 2.0 und der WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines) gelten für alle, die digitale Inhalte für eine möglichst breite Zielgruppe bereitstellen wollen. Ein oft unterschätzter Baustein: der korrekte Einsatz von Alt-Tags für Bilder. In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf die Bedeutung, Umsetzung und redaktionellen Herausforderungen von Alt-Tags im Kontext von TYPO3.
Barrierefreiheit verstehen: Ziel, nicht nur Regelwerk
BITV 2.0 und WCAG sind nicht nur technische Standards, sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Anspruchs: Digitale Teilhabe für alle. Menschen mit Sehbehinderungen, kognitiven Einschränkungen oder motorischen Einschränkungen sollen Websites ebenso nutzen können wie alle anderen.
Alt-Tags - also alternative Bildbeschreibungen - ermöglichen es Screenreadern, den Inhalt von Bildern vorzulesen. Sie bilden damit eine Brücke zwischen visuellem Inhalt und zugänglichem Text.
„Ein Bild ohne Alt-Text ist für blinde Nutzer schlicht nicht vorhanden."
Was fordern BITV 2.0 und WCAG konkret bei Bildern?
In den Richtlinien sind klare Anforderungen definiert, die auch für Redakteurinnen und Redakteure relevant sind:
- Alle inhaltlich relevanten Bilder müssen mit einem aussagekräftigen
alt-Attribut versehen sein. - Dekorative Bilder sollten explizit mit
alt=""gekennzeichnet werden, um Screenreader nicht zu stören. - Die Beschreibung soll den Zweck des Bildes widerspiegeln - nicht nur das Motiv.
- Funktionale Bilder (z. B. Icons in Buttons) benötigen eine textliche Alternative oder
aria-label.
Diese Anforderungen gelten unabhängig vom verwendeten Content-Management-System - auch TYPO3 muss hier redaktionell korrekt bespielt werden.
TYPO3 im Alltag: Redaktionsprozesse anpassen
TYPO3 bietet technisch alle Voraussetzungen für barrierefreie Bildbeschreibungen - die Herausforderung liegt meist in der Redaktion:
- Wer pflegt die Alt-Tags im Alltag?
- Gibt es redaktionelle Standards für Formulierungen?
- Werden bestehende Inhalte regelmäßig geprüft?
Eine gute Praxis ist es, Styleguides für Bildsprache und Alternativtexte zu entwickeln. Diese sollten beschreiben:
- Welche Bilder sind inhaltlich relevant, welche dekorativ?
- Wie lang sollen Alt-Tags idealerweise sein?
- Wie werden Inhalte für Buttons, Icons oder Diagramme beschrieben?
Besonders wichtig: Redakteur:innen müssen wissen, warum sie Alt-Tags setzen - nicht nur wie.
Häufige Missverständnisse - und wie man sie vermeidet
In der Praxis begegnet man immer wieder denselben Fehlern - oft nicht aus Ignoranz, sondern weil die Vorgaben nicht bekannt sind oder uneinheitlich angewendet werden:
- Alt-Text = Dateiname: "bild1.jpg" ist keine brauchbare Beschreibung.
- "Bild zeigt...": Solche Einleitungen sind redundant. Screenreader kündigen bereits an, dass es sich um ein Bild handelt.
- Alt-Tags bei Icons vergessen: Ein Button mit nur einem Symbol braucht eine textliche Alternative.
- Alt-Tags als SEO-Spam: Keyword-Stuffing schadet mehr, als es nützt - sowohl der Usability als auch der Auffindbarkeit.
Der rechtliche Rahmen - wen betrifft das?
Nach der EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit und der darauf basierenden BITV 2.0 sind alle öffentlichen Stellen verpflichtet, ihre Websites barrierefrei zu gestalten. Dazu zählen:
- Staatliche Einrichtungen und Kommunen
- Bildungseinrichtungen wie Schulen und Hochschulen
- Gerichte, Ministerien und Verwaltungen
Doch auch außerhalb des öffentlichen Sektors lohnt sich Barrierefreiheit: Sie erweitert die Zielgruppe, verbessert die Nutzererfahrung - und steigert die Sichtbarkeit in Suchmaschinen.
Fazit: Qualität durch Verantwortung
Wer Alt-Tags korrekt einsetzt, tut nicht nur etwas für Barrierefreiheit, sondern schafft auch mehr Klarheit, Struktur und Reichweite im Web. TYPO3 bietet dafür eine solide Basis - entscheidend ist jedoch, dass Redaktionen und Verantwortliche die Anforderungen der BITV und WCAG kennen und konsequent umsetzen.
Ob durch Schulung, klare Redaktionsrichtlinien oder regelmäßige Qualitätssicherung: Barrierefreiheit beginnt bei Details - und Alt-Tags sind ein zentrales Detail.